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Gin: Geschichte, Herstellung und die Renaissance des Kultgetränks

Gin ist heute eine der beliebtesten Spirituosen weltweit und erfreut sich besonders seit der Jahrtausendwende einer regelrechten Renaissance. Mit seiner charakteristischen Wacholdernote und der Vielfalt an Aromen hat sich Gin als Basis vieler klassischer Cocktails etabliert, wie dem berühmten Gin Tonic, Martini oder Negroni. Doch Gin ist weit mehr als nur ein Trendgetränk – seine Geschichte reicht Jahrhunderte zurück und ist eng mit der Medizin, dem Militär und der britischen Kultur verbunden.

In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Ursprünge, die Entwicklung und die moderne Gin-Kultur, sowie auf die verschiedenen Herstellungsverfahren, Arten von Gin und ihre perfekte Verwendung in Cocktails.


1. Die Geschichte des Gins: Von der Medizin zum Genussmittel

Die Ursprünge des Gins lassen sich bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen, als Alchemisten und Mediziner in Mitteleuropa begannen, Kräuter in Alkohol zu mazerieren, um Arzneien herzustellen. Besonders der Wacholder – das Herzstück des Gins – spielte eine wichtige Rolle, da er als Heilmittel gegen eine Vielzahl von Beschwerden galt.

a) Die Geburtsstunde des Gins in den Niederlanden

Der eigentliche Vorläufer des Gins, der sogenannte Genever, entstand jedoch im 16. Jahrhundert in den Niederlanden. Der Mediziner Franciscus Sylvius, ein Professor der Medizin an der Universität Leiden, soll als einer der ersten ein Destillat auf Wacholderbasis entwickelt haben, das zunächst als Heilmittel gegen Magen- und Nierenleiden diente. Dieses frühe Destillat war jedoch weitaus roher und weniger aromatisch als der Gin, den wir heute kennen.

Der Genever, auch als „Holländischer Gin“ bekannt, verbreitete sich rasch in den Niederlanden und in Belgien und wurde bald als Genussmittel verwendet. Die Popularität des Genevers wuchs weiter, als niederländische Soldaten im 17. Jahrhundert während des Dreißigjährigen Krieges vor Schlachten Genever tranken, um ihre Nerven zu beruhigen. Dies brachte dem Getränk den Namen „Dutch Courage“ (niederländischer Mut) ein.

b) Der Gin-Boom in England

In England erlangte Gin besonders im 18. Jahrhundert enorme Popularität, als der englische König Wilhelm III. von Oranien, ein gebürtiger Niederländer, den Konsum von Genever in England förderte. Im Zuge des Gin Acts wurde der Import von französischem Brandy stark besteuert, während die Produktion von Gin im Inland ermutigt wurde. Dies führte zum sogenannten Gin Craze in den 1720er Jahren, einer Phase, in der Gin das billigste und leicht zugänglichste alkoholische Getränk war.

Der exzessive Konsum führte zu sozialen Problemen, und Gin wurde schnell als „Gin des Volkes“ bekannt, da es besonders in den ärmeren Schichten Londons weit verbreitet war. Karikaturen wie „Gin Lane“ von William Hogarth dokumentierten die negativen Auswirkungen des Gin-Konsums auf die Gesellschaft, was schließlich zu strengeren Regulierungen führte.

c) Die Gin-Renaissance im 21. Jahrhundert

Nach einem Rückgang des Gin-Konsums im 19. und 20. Jahrhundert erlebte Gin im frühen 21. Jahrhundert eine beispiellose Renaissance. Neue, innovative Marken und eine Rückbesinnung auf handwerkliche Herstellungsverfahren haben Gin zu einer der gefragtesten Spirituosen weltweit gemacht. Kleine Brennereien, sogenannte Craft Distilleries, begannen, mit botanischen Zutaten zu experimentieren, was zu einer Vielfalt an Geschmacksprofilen führte, die weit über die klassische Wacholdernote hinausgehen.


2. Die Herstellung von Gin: Ein kreativer Prozess

Gin ist ein Destillat, das in der Regel aus neutralem Alkohol hergestellt wird, dem verschiedene Botanicals – Kräuter, Gewürze, Früchte und andere aromatische Zutaten – hinzugefügt werden, um ihm seinen charakteristischen Geschmack zu verleihen. Der Kreativität sind hierbei kaum Grenzen gesetzt, weshalb Gin so vielfältig und aufregend ist.

a) Grundlagen der Herstellung

Die Basis eines jeden Gins ist ein hochprozentiger, neutraler Alkohol, der meist aus Getreide, Kartoffeln oder Melasse gewonnen wird. Dieser Alkohol wird entweder vor der Zugabe der Botanicals destilliert oder erneut mit den Botanicals zusammen destilliert, um die Aromen in den Gin zu übertragen.

b) Die Rolle der Botanicals

Das Herzstück des Gins ist der Wacholder, der per Gesetz in der Europäischen Union im Gin enthalten sein muss und die dominierende Geschmacksnote liefern sollte. Neben Wacholder werden jedoch zahlreiche andere Botanicals verwendet, die jedem Gin seinen einzigartigen Charakter verleihen. Zu den häufigsten Botanicals gehören:

  • Koriandersamen: Verleiht dem Gin Zitrus- und Würzaromen.
  • Angelikawurzel: Wird wegen ihrer erdigen und leicht bitteren Note geschätzt.
  • Zitrusschalen: Orangen- oder Zitronenschalen sorgen für Frische und Fruchtigkeit.
  • Kardamom: Bringt würzige, leicht süßliche Aromen ein.
  • Iriswurzel: Trägt zur Stabilisierung der Aromen bei.

Darüber hinaus experimentieren viele moderne Brennereien mit ungewöhnlichen Zutaten wie Lavendel, Rosenblüten, Gurke, Pfeffer oder exotischen Früchten, was zu einer breiten Palette an Aromen und Stilen führt.

c) Destillationsmethoden

Gin wird traditionell in Kupferbrennblasen destilliert, die die Aromen der Botanicals besonders gut zur Geltung bringen. Es gibt zwei Hauptmethoden der Gin-Herstellung:

  • Pot-Still-Verfahren: Hierbei werden die Botanicals direkt in den neutralen Alkohol gegeben und zusammen destilliert. Diese Methode führt zu einem intensiveren, aromatischeren Gin.
  • Vapor-Infusion-Verfahren: Bei diesem Verfahren werden die Botanicals in einem Korb über dem Alkohol platziert, sodass der aufsteigende Alkohol die Aromen aufnimmt, ohne die Botanicals direkt zu berühren. Das Ergebnis ist ein subtilerer, leichterer Gin.

Nach der Destillation wird der Gin auf Trinkstärke herunterverdünnt, was normalerweise einen Alkoholgehalt von 37,5 bis 47 % Vol. ergibt, je nach Stil und Marke.


3. Die verschiedenen Arten von Gin

Gin ist nicht gleich Gin – je nach Herstellungsverfahren und den verwendeten Botanicals gibt es verschiedene Arten, die sich im Geschmack und Stil stark unterscheiden.

a) London Dry Gin

London Dry Gin ist der bekannteste und am häufigsten verwendete Gin-Stil. Trotz des Namens muss dieser Gin nicht in London hergestellt werden. Das „Dry“ bezieht sich darauf, dass während des Herstellungsprozesses keine zusätzlichen süßenden Stoffe oder Aromen hinzugefügt werden dürfen. London Dry Gin ist in der Regel trocken, klar und zeichnet sich durch eine dominante Wacholdernote aus.

b) Plymouth Gin

Plymouth Gin ist eine geschützte geografische Bezeichnung und darf nur in der englischen Hafenstadt Plymouth hergestellt werden. Im Vergleich zum London Dry Gin ist Plymouth Gin oft weicher und erdiger im Geschmack, da er weniger Wacholder und mehr Wurzelaromen enthält.

c) Old Tom Gin

Old Tom Gin ist eine etwas süßere Variante, die im 18. Jahrhundert besonders beliebt war. Er liegt geschmacklich zwischen einem London Dry Gin und einem Genever und enthält oft zusätzliche Zuckeranteile, was ihm eine leichtere, süßere Note verleiht.

d) New Western Dry Gin

Dieser moderne Gin-Stil wurde in den letzten zwei Jahrzehnten populär und zeichnet sich dadurch aus, dass der Wacholder nicht mehr zwingend im Vordergrund steht. Stattdessen werden andere Botanicals wie Zitrusfrüchte, Blumen oder Gewürze betont, was zu einer größeren Vielfalt an Geschmacksprofilen führt.

e) Genever

Genever, der Vorläufer des Gins, ist vor allem in den Niederlanden und Belgien beliebt. Er wird aus einem gemälzten Getreidebrand hergestellt und hat einen deutlich erdigeren und malzigeren Geschmack als Gin. Genever wird oft pur getrunken, während Gin hauptsächlich in Cocktails Verwendung findet.


4. Die Renaissance des Gins: Craft Gin und moderne Trends

Seit den 2000er Jahren erlebt Gin einen beispiellosen Aufschwung. Die Vielfalt an neuen, handwerklich hergestellten Gins – oft als Craft Gins bezeichnet – hat das Interesse an dieser Spirituose enorm gesteigert. Brennereien auf der ganzen Welt, von den USA über Europa bis nach Australien, produzieren heute innovative Gins mit ungewöhnlichen Botanicals und neuen Herstellungsverfahren.

a) Craft Gin

Craft Gin wird in kleinen Chargen und oft in limitierter Auflage hergestellt. Viele Craft-Destillerien experimentieren mit regionalen oder saisonalen Zutaten, um einzigartige Geschmacksprofile zu schaffen. Diese Gins zeichnen sich durch ihre hohe Qualität und ihre Individualität aus, was sie bei Gin-Liebhabern besonders beliebt macht.

b) Botanical-Gin

Während der klassische London Dry Gin den Wacholder in den Vordergrund stellt, legen moderne Gins oft den Fokus auf andere Botanicals.

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